Haifischbar Folge 4

Engelsaal

Der Hamburger Engelsaal begeistert einmal wieder mit einer rundum gelungenen Produktion das Publikum. Haifischbar Folge 4 heißt das musikalische Bühnenerlebnis, das das fünfzigjährige Jubiläum der legendären wie unterhaltsamen Fernseh-Gaststätte feiert. Das Publikum erlebt den kauzigen Wirt Jonny Kröger, der in dem Fotoalbum der früheren Gastwirtin blättert und auf Höhepunkte ferner Tage zurückblickt. Namhafte Persönlichkeiten sind auf den Bildern abgelichtet, die allesamt in der Haifischbar auftraten und sie zu dem machten, was sie ist: Ein Kultbetrieb. Der Gastwirt Jonny Kröger stimmt die Lieder der früheren Stargäste seiner Bar an, während die schusselige Stadtführerin Suzie Fröhlich und der Student Fiete Hansen von ihren maritimen Sehnsüchten und Träumen singen. Dieser dramaturgische Hintergrund ermöglicht die unkomplizierte Einbindung einer bunten Mixtur maritimer Lieder in die Produktion. „Nimm mich mit Kapitän auf die Reise“, „Das Herz von St. Pauli“ und „Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins“ sind nur einige der bekannten Evergreens, die nacheinander die Kehlen der singenden Darsteller passieren und die Stimmbänder zum Schwingen bringen. Schon der Umstand, dass die Show von nur drei Darstellern bestritten wird, lässt treffender Weise vermuten, wie kompromisslos professionell die Protagonisten sein müssen. Birgit Lünsmann fällt einmal mehr mit ihrem klangvollen Mezzosopran und ihrer vereinnahmenden Ausstrahlung auf. Aber auch Philip Lüsebrink ist für seine solistischen Bühnenqualitäten bekannt. Der Tenor sorgt für komödiantische Momente auf der Bühne und für gesanglichen Hochgenuss. Holger Nowak macht mit seiner tollen Bass-Stimme und seiner ausdrucksvollen Gelassenheit das Protagonistentrio komplett. Insgesamt ist das Ensemble, das von Herbert Kauschka (alternierend: Markus Bruker) am Klavier musikalisch und mit flotten Sprüchen unterstützt wird, sehr dynamisch. Das Buch von Prinzipal Karl-Heinz Wellerdiek lässt den Darstellern genug Raum für die künstlerische Ausgestaltung, was beim Publikum sehr gut ankommt. Bei einigen Evergreens kommt der Chor sogar aus den Zuschauerreihen, und die Darsteller müssen stellenweise nur noch die Textstrophen singen. Als Interpreten erlebt das Publikum zwei Stunden lang zwar immer dieselben drei genannten Darsteller, die allerdings in teilweise wechselnden Rollen. Birgit Lünsmann spielt auch die geschäftstüchtige Dame für flüchtige Kontakte mit Namen Babette. In der Rolle entfaltet sie viel Humor und erobert die Herzen des Publikums schon beim ersten Wimpernschlag. Herzhaftes Lachen ist ihr sicher, wenn sie in ihrer Rolle von Corporate Iden-T-I-T-I redet und damit auf ihre Oberweite anspielt. Die schrägen Touristen Florian Häberle und Egon Meier spielt Philip Lüsebrink mit Hingabe. Da ist es eigentlich fast schade, dass die beiden Figuren nur ein kurzes Gastspiel haben. Einfach herrlich sind Karl-Heinz Wellerdiek wieder die Dialoge geraten. Sie sind genauso bodenständig wie pointiert. Bei Philip Lüsebrink kommt die Regie aus dem Herzen eines passionierten Schauspielers. Das merkt man der Inszenierung an. Sie ist lebhaft und schmissig. Musical-Zeitung meint: Mit „Haifischbar Folge 4“ hat der Hamburger Engelsaal einmal wieder eine großartige Unterhaltungsproduktion an Land gezogen. Die Darsteller brillieren in ihren Rollen, und der Chor kommt aus dem Publikum.