Corny Littmann

Intendant

Musical-Zeitung.de: Sie sind Intendant von Deutschlands erfolgreichstem Privattheater. Welche Impulse oder Erwartungen bringt so eine Spitzenstellung mit sich?

Corny Littmann: In erster Linie bin ich sehr stolz darauf, dass wir unsere Spitzenposition unter den deutschen Privattheatern auch im letzten Jahr so gut verteidigen konnten. Wir beschäftigen inzwischen über 200 Mitarbeiter – das ist zum einen eine große Verantwortung für mich als Geschäftsführer, zum anderen aber auch der Kern unseres Erfolges. Ich bin sehr dankbar für den großen Zuspruch des Publikums.




 

Corny Littmann Foto: Stefan Malzkorn

Musical-Zeitung.de: Sie haben in vielen Produktionen auch selbst mitgewirkt als Darsteller. Kann man als Intendant auch gleichzeitig einmal auch einfacher Kollege sein? Wie nehmen die Schauspieler Sie Ihrer Erfahrung nach wahr, wenn Sie zum Ensemble gehören? Was ist Ihnen in der Situation wichtig und was ist dann anders? Wie gehen Sie dann damit um?

Corny Littmann: Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich ein ganz normaler Kollege im Ensemble. Da darf man nicht auf die Idee kommen, eine Sonderbehandlung zu erwarten, nur weil man zufällig auch der Chef des Hauses ist. Überhaupt sind das zwei völlig verschiedene Welten. Daher besteht keine Gefahr der Vermischung.

Musical-Zeitung.de: Im Schmidts TIVOLI läuft seit Jahren mit großem Erfolg das Musical "Heiße Ecke"? Wird auch einmal in das Schmidt Theater ein Stück einziehen, bei dem Sie sich vorstellen könnten, dass es zum Dauerprogramm wird?

Corny Littmann: Es wäre wundervoll, wenn ich so in die Zukunft blicken könnte. Die "Heiße Ecke" war nach ihrer Premiere 2003 ein absoluter Überraschungserfolg. Niemand hat damit gerechnet, dass sie mehr als zehn Jahre an unserem Haus laufen wird und ich bin bis heute von der enormen Zugkraft dieser Produktion überwältigt. Wir können uns nur glücklich schätzen, wenn ein solcher Coup nochmals gelingt. Übrigens: Unser Schmidt-Musical „Villa Sonnenschein“ läuft 2014 auch im 10. Spieljahr, das Schmidt Theater hat also auch seine Dauerbrenner.

Musical-Zeitung.de: Im vergangenen Jahr hatte das Musical "Die Königs vom Kiez" im Schmidt Theater Premiere. Die Hausproduktion war auf Anhieb mit einer durchschnittlichen Auslastung von 95 Prozent sogar noch erfolgreicher als das Erfolgsmusical "Heiße Ecke". Wie erklären Sie sich das?

Corny Littmann:
Man kann den dauerhaften Erfolg einer Produktion nicht unbedingt an der Auslastung messen. "Die Königs vom Kiez" liefern eine sehr junge, freche und zeitgemäße Darstellung einer Chaosfamilie auf St. Pauli - mit viel Lokalkolorit und derbem Humor. Das gefällt den Zuschauern. Den tatsächlichen Erfolgsvergleich zur "Heißen Ecke" wage ich erst in zehn Jahren.

Musical-Zeitung.de: Im Schmidt Theater wurden und werden immer wieder Musicals oder Musik-/Theater-Revuen gezeigt. Was meinen Sie, macht das Musiktheater in Ihren Theatern so erfolgreich und Hamburg zu einer Musicalmetropole?

Corny Littmann: Dem Musiktheater sind keine natürlichen Grenzen gesetzt – es kann bewegen, amüsieren und ganz authentische Emotionen übermitteln. Wir machen Volkstheater im besten Sinne – mit viel Humor und noch mehr Herz. Das merken unsere Zuschauer. St. Pauli ist ein ideales Pflaster für diese Art von Entertainment, weil die Reeperbahn zum einen von vielen Touristen bevölkert wird, aber auch ein absolut glaubhafter Standort dafür ist. Das haben die Kollegen von der Stage Entertainment auch bemerkt.



Musical-Zeitung.de: Was ist das Besondere am Schmidt Theater und am Schmidts TIVOLI?

Corny Littmann: Wir beziehen keinerlei Subventionen von der Stadt und sind damit in der Programmgestaltung völlig autark. Unsere Besucher schätzen die familiäre Atmosphäre, die roten Plüschsessel, den Getränkeservice am Platz, unsere Restaurants und Bars und den Nachtclub, das Angie‘s. Wir haben sogar einen eigenen Fanclub mit aktuell fast 400 Mitgliedern, die uns Feedback zu neuen Produktionen geben und sich mehrmals im Jahr bei uns im Theater treffen.

Musical-Zeitung.de: Wie können Sie sich als Theatermensch erholen?

Corny Littmann: Ich erhole mich am besten beim Spazierengehen mit meinem Hund Carlos und im Urlaub auf Kuba.

Musical-Zeitung.de: Was würden Sie an der Theaterlandschaft gerne verändern oder vor Veränderung bewahren?

Corny Littmann: Qualität setzt sich immer durch. Das haben wir in 25 Jahren Schmidt Theater gelernt. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass Kultur gefördert wird. Nicht jede Produktion spricht eine breite Masse an, Kunst braucht Raum, um sich entwickeln zu können. Aus meiner Sicht ist die Theaterlandschaft in Deutschland sehr vielfältig. Man kann nur hoffen, dass auch weiterhin mutige Produktionen auf die Bühnen kommen und die Zuschauer ihre Lust am Theater nicht verlieren.

Interviewstand: 03/2014