Leonard

Sänger und Moderator

Musical-Zeitung.de: Ihre erste Single mit dem Titel "Einfach davon träumen" haben Sie vor fast dreißig Jahren selbst produziert und sich damit sozusagen mühevoll den Weg in die Musikbranche geebnet. Aber erst Jahre später haben Sie mit der Singe "Davon träume ich" Ihren ersten großen Erfolg gehabt. In wie weit hatten Sie zu diesem Zeitpunkt das Träumen von der großen Karriere schon ein wenig aufgegeben und in wie weit haben Sie die ganze Zeit über immer an den Erfolg geglaubt?

Leonard: Im Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass ich sehr schnell Erfolg hatte. Bereits mit meiner ersten in Deutschland veröffentlichten Single konnte ich in der Samstag-Abend-Sendung „Pyramide“ bei Dieter Thomas Heck auftreten und kurz darauf folgte das erste Album. Mit den daraus ausgekoppelten Singles war ich im Programm von allen grossen deutschen ARD-Radioprogrammen vertreten, sowie in der ZDF-Hitparade, sowie mehrmals in der Schlager-Parade. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich auch jedes Jahr ein neues Album veröffentlichen.




 

Leonard Foto: Stefan Peter, Luzern

Musical-Zeitung.de: Nachdem Sie in den Neunziger Jahren mit der Single "Ein kleines Lied" in den Charts angekommen waren, haben Sie gleich eine Reihe von Hits gelandet wie "Doreen" oder "Wie Mona Lisa". Sie legen großen Wert darauf, sich nicht nur als Sänger, sondern auch als Komponist und Songtexter in einer Person zu verwirklichen. In wie weit ist Selbstverwirklichung für Sie untrennbar vom Erfolg als Sänger?

Leonard: Ich denke, wenn man es nur aus Erfolgs-Sicht betrachtet, wäre es sogar besser, nicht alles selber zu schreiben, denn wie überall läuft auch im Musikgeschäft vieles über Beziehungen und je mehr Leute an einem Album beteiligt sind, desto grösser sind die Bemühungen der Beteiligten, es zu einem Erfolg zu machen. Ich glaube aber, dass die Lieder einfach viel authentischer und ehrlicher sind, wenn ich sie selber schreibe. Zudem- ein Bäcker, der selber Brötchen backen kann, geht ja auch nicht zum Nachbarsbäcker, um diese zu kaufen.

Musical-Zeitung.de: Bisher hat es rund 70 Singleauskopplungen von Ihnen gegeben, Sie waren gern gesehener Gast in der ZDF-Hitparade und sind aus der Schlagerszene nicht mehr wegzudenken. Was macht den Schlager als Musikrichtung für Sie so besonders?

Leonard: Sofern der Schlager gut arrangiert, produziert und gesungen ist und auf Melodie und Text Wert gelegt wird, ist es für mich die ehrlichste und lebensnahste Musik, die es überhaupt gibt. Wie oft hört man ein Lied und denkt, die oder der singt jetzt genau das, was ich fühle oder wie mir zumute ist.

Musical-Zeitung.de: Im Januar 2014 ist Ihr neues Album "Noch lange nicht alles" erschienen, das auch als Special Edition inkl. Bonus-CD mit Ihren Lieblingssongs erhältlich ist. Besonders ist das Album auch deswegen, weil es im Zeichen Ihres 50. Geburtstags steht. So heißt einer Ihrer neuen Titel "Mit 50 geb' ich 100 Prozent". In wie weit müssen Sie sich aber inzwischen mehr anstrengen, um alles geben zu können?

Leonard: Es fällt viel schwerer, sich zu motivieren, als früher. Dies liegt vor allem daran, dass die Musik leider ziemlich zum „Wegwerf-Produkt“ geworden ist. Auf Qualität wird nur noch von wenigen Leuten Wert gelegt. Selbst renommierte und grosse Radio-Stationen spielen mittlerweile Titel, die früher nicht die geringste Chance gehabt hätten, weil sie einfach zu billig produziert waren oder schlichtweg falsch gesungen. Heute wird einfach alles gespielt, solange die Quoten stimmen.

Musical-Zeitung.de: Auf Ihrem aktuellen Album gibt es auch zwei Songs, die Elemente der Country-Musik beinhalten. Das eine Lied heißt "Bleibst Du?", das andere "Sag' mir einmal noch, dass du mich liebst". Die Melodie ist wunderbar wild-romantisch, dass man fast meint, ein Lagerfeuerknistern herauszuhören und glauben könnte, Sie haben beim Komponieren einen Karl-May-Film gesehen. In wie weit sind Sie auch ein bekennender Romantiker?

Leonard: Ich muss sagen, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Karl May-Film in voller Länge gesehen. Ich selber bin viel mehr der Praktiker als der Romantiker, aber ich finde es schön, wenn auf einem Album verschiedene Instrumente und Stilrichtungen zum Zuge kommen. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als dieser Ballermann-Sound und CD’s, in denen alles vom ersten bis zum letzten Lied gleich klingt.

Musical-Zeitung.de: Zu Ihren Hobbys gehört nicht nur Kraftsport, sondern auch das Gucken von Talkshows. Das Lied "Britt litt mit" haben Sie für die Moderatorin Britt Hagedorn geschrieben, die Sie als "beste Talkmasterin der Welt" bezeichnen. Sie waren und sind selbst als Moderator verschiedener Formate von Schlagersendungen im Geschäft. Was fasziniert Sie so an den Talkshows?

Leonard: Vor allem an Britt hat mich fasziniert, dass sie die groteskesten und verrücktesten Situationen mit unglaublich viel Humor und Herzlichkeit gemeistert hat, ohne ihre Gäste dabei bloss zu stellen. Wenn sich ihre Gäste zu primitiv benommen haben, hat sie sich auch nicht davor gescheut, die Leute aus dem Studio zu jagen. Es war oft die reinste Real-Satire und Britt hat mit einem Augenzwinkern und extrem viel Charme gezeigt, dass man über alles im Leben miteinander diskutieren und teilweise auch streiten kann.

Musical-Zeitung.de: Auf Ihrem aktuellen Album gibt es zwei Lieder, deren Inhalt besonders berührend ist. Bei "Jimmy ist noch nie so hoch geflogen" geht es um einen Jungen, dem man immer nur das Gefühl gegeben hat, dass man ihm nie ein selbstständiges Leben zutraut und der durch die Kraft der ersten großen Liebe dann doch unerwartet in ein eigenes Leben findet. In wie weit haben Sie eigene Erfahrungen oder auch Erfahrungen aus Talk-Shows in den Song einfließen lassen?

Leonard: Dieses Lied beruht eigentlich nicht auf eigene Erfahrung. Die Idee zu diesem Lied kam mir einfach mal früh morgens in den Sinn und ich denke, es gibt viele Menschen, die das Gefühl haben, sie seien es nicht wert, geliebt zu werden und plötzlich treffen sie auf einen Menschen, der sie eines Besseren belehrt.

Musical-Zeitung.de: Das zweite Lied, das sehr zu Herzen geht, ist auf der Bonus-CD der Special Edition zu hören und heißt "Das Kind, das ich niemals haben werde". Darin beschreiben Sie das herzliche Verhältnis eines Vaters zu seinem Wunsch-Kind, das immer nur ein Wunschkind bleiben wird. Wo Sie bisher so viel erreicht haben, was stimmt Sie so nüchtern, dass sich für Sie in dem Lied ein eigentlich einfacher schöner Traum nie erfüllen wird? In wie weit soll das Lied allgemein für unerfüllte Sehnsüchte und Träume stehen?

Leonard: Dieses Lied soll einfach anhand dieses Kinder-Beispiels zeigen, dass es gewisse Situationen und Begebenheiten im Leben gibt, die man einfach akzeptieren muss, wie sie sind. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir das Gefühl haben, alles und jedes müsse machbar sein und wenn es nicht auf natürlichem Wege geht, dann macht man es halt auf künstliche Weise. Aber ich denke, man muss auch in der Lage sein, auf gewisse Dinge verzichten zu können, auch wenn es anders vielleicht noch so schön wäre.

Musical-Zeitung.de: Haben Sie ein Lieblingsmusical? Wenn ja, welches und warum würden Sie es Lieblingsmusical nennen?

Leonard: Ich muss sagen, an vielen Musicals stört mich, dass die Musik oft nur mit einer sehr dünnen und oberflächlichen Story verbunden wird. Ein solches Musical ist für mich zum Beispiel „Ich war noch niemals in New York“. Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Grandios finde ich aber hingegen das Musical „Heisse Ecke“, welches in Schmidts-Tivoli in Hamburg läuft. Das ist ein Musical mit schönen, neuen Melodien und einer Geschichte, welche gleichzeitig berührt und witzig ist und mich zu Tränen und Lachen gerührt hat. Es erzählt von der Reeperbahn und den ganz unterschiedlichen Menschen, die dort leben. Ein Musical mit unglaublich viel Charme.

Musical-Zeitung.de: Wo Ihr neues Album "Noch lange nicht alles" heißt, könnten Sie sich vorstellen, dass es einmal ein Musical von Ihnen geben wird?

Leonard: Ich würde sehr gerne einmal ein tolles Schlager-Musical machen mit richtig schönen Schlager-Melodien. Dann müsste es aber wie gesagt, auch eine richtig gute Geschichte haben und das könnte ich selber nicht. Die Lieder könnte ich sicher schreiben, aber das andere traue ich mir nicht zu. Zudem ist es auch sehr kostspielig sowas auf die Beine zu stellen.

Musical-Zeitung.de: Vielen Dank für das tolle Interview und viel Erfolg weiterhin!

Interviewstand: 02/2014